Schwimmtraining mit Fahed Shikh Alshabab

Mut ohne Grenzen. Portrait von Fahed Shikh Alshabab.

Wohnen + Leben

Wenn Wasser Welten verbindet Vom Geflüchteten zum Flüchtlingshelfer

Das Wasser ist sein Element. Das mag bei dem, was er erlebt hat, überraschen, aber Fahed Shikh Alshababs Leidenschaft ist das Schwimmen. Schon in seiner Kindheit in Damaskus war Fahed begeisterter Leistungsschwimmer – bis der Krieg in Syrien seine Familie zur Flucht zwang. Im August 2015 nahm er mit seiner Mutter und Schwester die riskante Flucht mit dem Schlauchboot auf sich.

Faheds Vater musste in Syrien zurückbleiben, da ihm bis heute als ehemaligem Mitglied der oppositionellen Partei die Ausreise verboten wird. „Wir telefonieren jeden Tag und hoffen darauf, dass endlich wieder Frieden ist“, erzählt Fahed. Seine Kindheit war durch diese Lebensumstände früh vorbei und er übernahm viel Verantwortung für seine Familie.

Fahed Shikh Alshabab Eine Geschichte von Flucht und Hoffnung

„Am 20.10.2015 sind wir in Wolfsburg in die Flüchtlingsunterkunft Vorsfelde gezogen“, erinnert sich Fahed. Zahlen konnte er sich schon immer gut merken. „Ich war 15 und erst war es schwierig, in einem fremden Land mit fremder Sprache und Kultur zurechtzukommen. In Vorsfelde hatten wir zum Glück tolle Hilfe vom Unterstützerkreis.“

Mit viel Ehrgeiz und Fleiß lernte Fahed in nur vier Monaten Deutsch und ging bald zur Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule, wo er im Jahr 2021 erfolgreich seine Abiturprüfung ablegte. Inzwischen ist er 23 Jahre alt, studiert an der TU Braunschweig im fünften Semester Maschinenbau und arbeitet als Schwimm­trainer unter anderem für die Flüchtlingshilfe Wolfsburg, wo er anderen dabei hilft, ihre Angst vor dem Wasser zu überwinden.

Flüchtlingshilfe Wolfsburg Unterstützung von Anfang an

Unermüdlicher Einsatz

Günter Schütte bietet seit 2016 über die Flüchtlings­hilfe Wolfsburg Kurse für Nichtschwimmer im Hallenbad Sandkamp an. Zu seinem Team gehören inzwischen auch einige ehemalige Schwimmschülerinnen und -schüler. „Allein die strahlenden Gesichter zu sehen, wenn jemand seine ersten Schwimmzüge geschafft hat, das ist unbeschreiblich“, erzählt er begeistert.

Integration durch Schwimmkurse

Einige von Faheds Freunden lernten hier das Schwimmen und fragten ihn, ob er nicht als Trainer mitmachen möchte. „Ich musste nicht lange überlegen und habe innerhalb von zwei Wochen mein Rettungsabzeichen gemacht. Inzwischen besitze ich auch die Trainerlizenz, C-Lizenz und die Kampfrichterausbildung“, erklärt Fahed.

»Es gehört viel Mut dazu, sich seinen Ängsten zu stellen.«

Zu den Schwimmkursen kommen häufig Menschen, die auf ihrer Flucht traumatische Erfahrungen auf dem Meer gemacht haben. Der Schritt, sich nach dem Erlebten den eigenen Ängsten zu stellen und ins Wasser zu gehen, ist für viele verständlicherweise unglaublich groß. Um Vertrauen aufzubauen, beginnt die Arbeit im Wasser daher häufig ganz behutsam, indem sich die Schülerinnen und Schüler im Wasser auf den Rücken legen und lernen, dass sie von ganz allein an der Wasseroberfläche treiben können, ohne unterzugehen.

Fahed Shikh Alshabab mit Schwimmschuelern
Schwimmtrainer Fahed Shikh Alshabab
Fahed Shikh Alshabab Portrait
Schwimmtrainer Fahed Shikh Alshabab

»Schwimmen ist für mich schon immer eine Lebensversicherung gewesen.«

Fahed Shikh AlshababEhrenamtlicher Schwimmtrainer bei der Flüchtlingshilfe Wolfsburg

Fahed hat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es ungemein wichtig ist, Schwimmen zu lernen. Gleichzeitig sieht er auch immer mehr Kinder, die nicht schwimmen können. Die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter hat sich in Deutschland in den letzten fünf Jahren sogar verdoppelt.

Die Gründe hierfür sind vielfältig und auch die ausgefallene Schwimmausbildung in Zeiten von Corona wird dafür verantwortlich gemacht. Für Fahed ist es umso mehr eine Herzensangelegenheit, vielen Menschen das Schwimmen beizu­bringen. „Schwimmen ist für mich schon immer eine Lebensversicherung gewesen“, betont er.

Für sein ehrenamtliches Engagement bei der Flüchtlingshilfe Wolfsburg war Fahed gemeinsam mit seiner Kollegin Hanan im letzten Jahr sogar für die Auszeichnung „Wolfsburgs Menschen des Jahres“ nominiert und belegte den zweiten Platz. „Die Angst, das eigene Leben und die Familie durch Ertrinken zu verlieren, zu überwinden, ist etwas, was für mich ganz persönlich unfassbaren Mut zeigt. Dann aber auch noch loszuziehen und selbst Schwimmlehrer zu werden, ist fraglos das Engagement, was es verdient, heute geehrt zu werden“, resümierte der Laudator am Galaabend vor vielen geladenen Gästen.

Dem unermüdlichen Einsatz des Teams der Flüchtlingshilfe Wolfsburg ist es zu verdanken, dass inzwischen mehr als 1.200 Menschen im Alter von 7 – 67 Jahren das Schwimmen gelernt haben. Viele von ihnen hatten zu Beginn Angst vor dem Wasser und gleichzeitig ist es das Wasser, das sie nun miteinander verbindet

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