29.08.2023
Rundgang durch die Steimker Gärten. „All das, was wir hier miteinander lernen, sind unglaublich wertvolle Erfahrungen.“
Die Steimker Gärten, halb elf am Vormittag. Wir treffen Frank Petershagen auf dem zentralen Quartiersplatz vor der neuen Bäckerfiliale. Der VWI-Innovationsmanager sitzt in der Sonne, trinkt einen Kaffee und winkt herüber, doch im nächsten Moment sind wir auch schon unterwegs. Ein Rundgang, der für echte Aha-Momente sorgt – vom Batteriespeicher in der Tiefgarage bis rauf aufs Dach.
„Schön hier, oder?“, sagt Frank Petershagen mit einem Lächeln und deutet auf das plätschernde Fontänenfeld an der Steimker Promenade. Tatsächlich fühlt man sich vor Ort schnell wohl und könnte fast vergessen, dass im Quartier noch vieles in Bewegung ist. Nur wenige Meter weiter schaufeln Bagger bereits die Baugrube für einen neuen Supermarkt und die Photovoltaikanlagen auf den Dächern werden grünen Mieterstrom vom eigenen Dach ermöglichen. Doch da geht noch mehr. Ein Blick hinter die Kulissen verdeutlicht das anspruchsvolle Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien. Hier ist der Wandel spürbar. Ein Wort: Aufbruchstimmung.
Herr Petershagen, wir sind gespannt. Holen Sie uns ab: Gibt es in Deutschland vergleichbare Projekte? Was macht die Steimker Gärten so besonders?
Auch in anderen Städten entstehen aktuell komplett neue Stadtviertel. Was die Steimker Gärten aus meiner Sicht aber so besonders macht, ist der konzeptionelle Ansatz. Wir haben uns in der Planung gefragt, was Immobilien heute und in Zukunft leisten müssen, um die E-Mobilität voranzubringen. Und dabei sind wir sehr grundsätzlich geworden.
Das sind Themen, zu denen es keine Blaupause gibt, also war die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Volkswagen Konzern von herausragender Bedeutung. Zum einen haben wir geschaut, was zum Zeitpunkt der Planung bereits möglich ist, zum anderen haben wir versucht zu antizipieren, was die Zukunft bringt. Heute zeigt sich: Wir sind auf Kurs!
Über das Zusammenspiel von Immobilien
und E-Mobilität.
Zugegeben: Auch wir haben keine Glaskugel im Büro. Hat man aber das Zusammenspiel der aktuellen Megatrends aufmerksam verfolgt, konnte man durchaus ein Gefühl dafür bekommen, wie schnell sich Technologien in den Bereichen E-Mobilität, Energie und Digitalisierung verändern und was das für ein Bauprojekt wie die Steimker Gärten bedeutet. Also haben wir zum Beispiel wichtige Ausbaureserven geschaffen, damit wir in puncto Strom- und Ladeinfrastruktur für die Zukunft aufgestellt sind. Darunter fallen zum Beispiel kleine Grünflächen, die sich heute wunderbar einfügen, später aber für die Erweiterung der Ladeinfrastruktur genutzt werden können. Klingt erstmal einfach, wenn man das so erzählt, planerisch waren damit jedoch Herausforderungen verbunden.
„Wir leben in einer Zeit, in der alle ein bisschen umdenken müssen. Aus reinen Autoherstellern werden Mobilitätsanbieter, und Wohnungsunternehmen müssen sich mehr denn je mit dem Thema Energie beschäftigen.“
Für mich besonders spannend waren übrigens die rechtlichen Rahmenbedingungen. Kompliment an unsere Rechtsabteilung: Wo sich heute die Steimker Gärten befinden, wurde die Fläche zuvor landwirtschaftlich genutzt, und so mussten vom Baurecht, über Ausgleichsflächen bis hin zu Fragen der Stromeinspeisung viele verschiedene Themen mitgedacht und aufeinander abgestimmt werden.
Darüber hinaus ist aber auch rund um das Energiemanagement einiges in Entwicklung. Standards, Zuständigkeiten, Zertifizierungen – wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, doch der Wissenstransfer ist enorm. Im Innovationsmanagement sehen wir die Chancen und das, was wir für die Zukunft mitnehmen können.
Beim Energiemanagement zeigt sich ganz besonders, wie wichtig die Steimker Gärten als Reallabor sind. Nehmen wir mal den Strombedarf gegen Abend, wenn die Leute nach Hause kommen, ihr Auto laden und den Herd anmachen: In Zukunft wird es darum gehen, diese Bedarfsspitzen durch eine smarte Energieverteilung abzufedern, sodass zunächst der grüne Strom aus unseren hauseigenen Batteriespeichern genutzt wird. Und darüber hinaus können Energieversorger mit finanziellen Anreizen dafür sorgen, dass E-Autos mit vergünstigtem Nachtstrom geladen werden – nicht sofort nach Feierabend, aber stets so, dass am nächsten Morgen die Reichweite wieder passt.
„Ob ein Großteil der Leute täglich Strom lädt oder nur alle paar Tage, wird sich erst noch zeigen – in der Planung haben wir unterschiedliche Szenarien mitgedacht.“
Ein Beispiel für unsere Ausbaureserve findet sich übrigens gleich hier an der Steimker Promenade. Die blauen Ladesäulen von der LSW bieten derzeit je zwei Ladepunkte mit jeweils 11 kW. Vorbereitet ist aber alles für maximal acht Schnellladesäulen mit einer Leistung von bis zu 150 kW. Auf eine steigende Nachfrage sind wir also eingestellt, arbeiten dafür sowohl mit dem Wolfsburger Energieversorger LSW als auch mit Elli, einer Tochter des VW Konzerns, sehr gut zusammen.
Womit wir in diesem Zusammenhang bereits gute Erfahrungen machen, ist eine Kooperation mit VW Komponente: Um die Alltagstauglichkeit gemeinsam genutzter Lademöglichkeiten zu erproben, stehen in unseren drei großen Tiefgaragen insgesamt zwölf DC-Schnelllader zur Verfügung, die als Prototyp hier in Wolfsburg entwickelt wurden. E-Autos können je nach Modell mit bis zu 22 kW Gleichstrom geladen werden und sind nach etwa drei bis vier Stunden wieder bei 100 Prozent. Die Ladezeiten können je nach Fahrzeugbatterie und Ladestand unterschiedlich ausfallen; wenn man aber bedenkt, dass die Wolfsburger im Schnitt je nur 60 bis 80 Kilometer täglich fahren, reichen die DC-Lader im Alltag vollkommen aus. Alternativ müsste an jedem Stellplatz eine Wallbox installiert sein, was hohe Kosten nach sich zieht, insbesondere mit Blick auf die Wartung. Und langsamer laden tut sie auch.
Die Batterien sitzen in Montagegestellen, die Baugleich auch in den Werken zum Einsatz kommen.
Batteriespeicher für effizientes Energiemanagement.
Die VWI Gebäude in den Steimker Gärten verfügen über drei Batteriespeicherräume. Herzstück sind 16 miteinander gekoppelte E-Auto-Batterien, die baugleich in der MEB-Plattform des Volkswagen Konzerns zu finden sind. Wie auch die DC-Lader in den Tiefgaragen sind die leistungsstarken Speichereinheiten eine Entwicklung von VW Komponente.
Dies ist ein Modellprojekt, das für die zukünftige Nutzung gebrauchter Batteriemodule wegweisend sein kann: Verfügt eine E-Auto-Batterie nur noch über eine eingeschränkte Reichweite, kann sie als Teil einer größeren Speichereinheit noch einige Jahre weiterlaufen. Aus der Kooperation mit Volkswagen Immobilien zieht der Konzern wichtige Rückschlüsse in Bezug auf die Nutzungsdauer und den Lebenszyklus der eingesetzten Batterien. Hinzu kommen in der Zukunft Erkenntnisse im Bereich des bidirektionalen Ladens, wodurch E-Autos perspektivisch zu Stromspeichern werden, die einen Beitrag zur Netzstabilität leisten.
Über Photovoltaik, Pufferspeicher und die damit verbundene Pionierarbeit.
Jetzt habe ich viel darüber erzählt, dass wir die Ladeinfrastruktur flexibel ausbauen und anpassen können. Doch in den Steimker Gärten wird Strom nicht nur verbraucht, sondern auch erzeugt. Seit Anfang 2023 sind die Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Gebäude in Betrieb. Der Strom ist Teil des Mieterstroms und wird entweder direkt genutzt oder gespeichert. Die Speicherleistung beträgt zwei Megawatt, und es ist eine besondere Herausforderung, sowohl die Erzeugung und die Speicherung als auch den Verbrauch über ein intelligentes Energiemanagement zu orchestrieren. Zukünftig soll der Speicher auch eine Rolle im Netz spielen. Hier ist aber noch viel Rechts- und Regularienarbeit zu erbringen.
Kurz gesagt realisieren wir derzeit also ein smartes System, das dieses komplexe Lastenmanagement sicherstellt und einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz leistet. Stromspitzen an einem schönen Sonnentag einspeichern und darauf zurückgreifen, wenn es Nacht wird oder das Wetter umschlägt – so ist der Plan und wir nehmen die entsprechenden Weichenstellungen vor.
Dass wir mitunter Lehrgeld zahlen müssen, versteht sich da fast schon von selbst. Zugleich schaffen wir aber wichtige Voraussetzungen dafür, dass wir bei anderen Projekten von diesen Erfahrungen profitieren können. In Partnerschaft mit unserem örtlichen Stromnetzbetreiber konnten wir zum Beispiel erreichen, dass unsere Mittelspannungsebene mit zum Hausnetz gehört und nicht zum öffentlichen Netz – ein Schritt, der die Weiterentwicklung unseres Energiemanagements stark erleichtert und für zukünftige Bauvorhaben wegweisend sein kann!
„Gemeinsam mit unseren Partnern leisten wir Pionierarbeit rund um Steuerung, Vernetzung und digitale Stromzähler, Zertifizierungen und rechtliche Fragen. Diese Fortschritte werden uns auch im Bereich Gewerbeimmobilien helfen und darüber hinaus bei unseren Vorhaben im Bestand: Bei mehr als 9.000 Wohnungen ist das ein Muss, um unseren Mietern die Entscheidung für ein E-Auto zu erleichtern.“
Es braucht viele verschiedene Bausteine für ein funktionierendes Energiemanagement. Mitunter müssen wir viel Geduld haben, damit am Ende alles passt. Natürlich kommt der Strom auch weiterhin ganz einfach aus der Steckdose, doch mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, dem Stromzufluss aus dem öffentlichen Netz, Batteriespeichern im Keller, vielen hundert Haushalten und einer wachsenden Ladeinfrastruktur gibt es unzählige Wechselwirkungen zu bedenken. Daher arbeiten wir in puncto Mieterstrom und Energiemanagement mit starken Partnern zusammen – so zum Beispiel mit Polarstern, einem Team, das beim Thema Energie viel Erfahrung einbringt und uns dabei unterstützt, die Komplexität im Projekt beherrschbar zu machen.
Mieterstrom in Zusammenarbeit mit Polarstern.
Lindenhöfe, Weidenplan, PromenadenCarré: Wer hier mietet, kann Mieterstrom beziehen – eine Kooperation mit dem Energieversorger Polarstern. Auf den Dächern sind Photovoltaikanlagen mit 250 kWp installiert und so zur Sonne ausgerichtet, dass sich der Stromertrag sinnvoll über den Tag verteilt. Mietparteien, die zu Polarstern wechseln, beziehen grünen Strom auch vom eigenen Dach. Und was nicht direkt verbraucht wird, fließt in die Batteriespeicher, um nachts zum Beispiel E-Autos zu laden.
Mieterstrom gibt ein gutes Gefühl und ist ein Beitrag zum Klimaschutz – auch dann, wenn der Himmel voller Wolken ist: In diesem Fall beziehen die Mieter Ökostrom aus dem öffentlichen Netz.
Über die Architektur und das Leben im Quartier.
In den Steimker Gärten spiegeln sich die Ideen vieler namhafter Architekturbüros. Auch daran kann man ablesen, welchen Stellenwert das Quartier hat. Natürlich liegt der Schwerpunkt darauf, in Wolfsburg neuen Wohnraum zu schaffen. Aber es geht eben auch um sehr viel mehr! Gemeinsam vorausdenken und neue Wege gehen – da ist viel Leidenschaft im Spiel, und all das, was wir hier miteinander lernen, sind unglaublich wertvolle Erfahrungen.
„Die Steimker Gärten sind ein Quartier für alle Generationen – mit ganz unterschiedlichen architektonischen Ansätzen, die unter dem Strich ein großes Ganzes ergeben. Mobilität spielt eine herausragende Rolle, und doch ist das Straßenbild nicht von Autos geprägt. Viele Menschen empfinden diesen Ansatz als sehr zeitgemäß – ein Punkt, dem wir in der Planung einen besonderen Stellenwert eingeräumt haben.“
Spaziert man durch die Steimker Gärten, begegnet man weniger Autos, als man vielleicht denken könnte. Das liegt zum einen an den großen Tiefgaragen, zum anderen aber auch an unseren Innenhöfen, für die es klare Regeln gibt: Autos müssen draußen bleiben und Transporter dürfen nur im Ausnahmefall halten.
Kurz gesagt: Viel Platz für Kinder – zum Spielen und für Kreidemalerei – war uns wichtig, und an schönen Sommertagen kann man beobachten, dass diese verkehrsberuhigten Zonen bereits gut angenommen werden. Darüber hinaus haben wir die Wegführung in den Steimker Gärten so gestaltet, dass sowohl Fußgänger als auch Radfahrer möglichst verkehrsberuhigt unterwegs sein können. Alles für ein entspanntes Miteinander.
Wer sich übrigens für eine Wohnung in den Steimker Gärten interessiert, dem kann ich den Besuch unserer Musterwohnungen ans Herz legen. Viele Grundrisse sind spannend gestaltet und wirklich mal was anderes. Faszinierend ist aber auch, wie sich das Viertel jetzt weiterentwickelt – die Menschen bringen ihre eigenen Ideen ein, und das weit über die Gestaltung von Balkons und Vorgärten hinaus. Erst die ganze Planung, jetzt wird es lebendig. Das ist einfach schön zu sehen.
Zwei Stunden waren wir unterwegs, biegen noch einmal kurz ums Eck, und dann stehen wir auch schon wieder am Quartiersplatz, wo sich ein Kind fasziniert den Wasserfontänen nähert. Frank Petershagen bleibt stehen, deutet auf die nahen Lindenhöfe und zeichnet die elegante Fassade mit den Händen nach. So viele Details wären hier noch zu entdecken, doch unser Rundgang ist zu Ende. Herzlichen Dank für diesen Schulterblick!
Wohnen in den Steimker Gärten.
Grün, ruhig, hochklassig.
Mietwohnungen in den Steimker Gärten.